Grosseinkauf in Indien

Wie würden Sie vorgehen, wenn Sie eine grössere Menge Handtücher und Bettwäsche einkaufen müssten?

Ich würde mich an meinen Computer setzen, verschiedene Angebote im Internet prüfen, Preise vergleichen, ein paar Muster zur Ansicht bestellen – dann nach der Lieferung die Qualität prüfen und anschliessend meine Bestellung aufgeben. Die Ware würde schön verpackt in den nächsten Tagen geliefert werden und für den ganzen Vorgang hätte ich nicht einmal einen Fuss vor meine Türe setzen müssen.

Ganz anders in Indien. Unsere Leiter sind folgendermassen vorgegangen:

Kingson, Edwin und Leslie starteten morgens um sieben in Chenai und fuhren nach Erode, das ungefähr 425 km entfernt liegt. In dieser Stadt sind viele Manufakturen angesiedelt, die Baumwollbettwäsche herstellen. Die Männer besuchten verschiedene Fabriken, liessen sich die Waren zeigen, verglichen Preise und Qualität und entschieden sich schliesslich für einen Hersteller, der ihnen bei guter Qualität einen fairen Preis anbot. Sie gaben ihre Bestellung auf und erreichten abends gegen 23:00 Uhr ihre Unterkunft in Erode.

Am nächsten Morgen ging die Fahrt zurück nach Chennai, gegen 17:00 kamen sie dort an und setzten ihre «Shopping Tour» in der Stadt fort, denn jetzt galt es noch Handtücher, Kissen und Schlafmatten zu organisieren. Auch hier mussten verschiedenste Herstellungsbetriebe besucht werden, Waren begutachtet, Preise verhandelt und schliesslich Entscheidungen getroffen werden. Dies nahm noch einmal zwei volle Tage in Anspruch – bis dann endlich alles bestellt war.

Die Waren werden nun in unser Lager in Chenai geliefert, dann von unseren Mitarbeitern ausgepackt und sortiert. Sie stellen Pakete für die einzelnen Siedlungen zusammen und starten schliesslich die Verteilaktion.

Lohn ist ihnen, nach all dieser Mühe, die leuchtenden Augen der Kinder, die mit einer Schlafmatte, Kissen, Bettdecke und Handtuch beschenkt werden – Dinge, die für uns eine Selbstverständlichkeit sind, für die Kinder aber «Luxus» und Grund zu grosser Freude.