Siedlungsalltag

Die Lebensbedingungen in den von uns unterstützten Siedlungen sind schwer – immer wieder sind wir bei unseren Besuchen schockiert, unter welchen Umständen die Menschen leben müssen. Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Einblick geben – begleiten Sie uns in eine andere Welt!

Die Unterkünfte sind denkbar einfach. Meist sind die Wände der Hütte, die nur aus einem Raum besteht, aus Lehm gebaut und von niedriger Höhe. Das Dach besteht aus Palmwedeln der Kokospalme und ist in den seltensten Fällen dicht. Häuser mit gemauerten Wänden oder Zementboden sieht man kaum. In diesem einen Raum wohnt die ganze Familie, hier wird gelebt, gegessen und geschlafen. Hinter der Hütte sieht man manchmal einen durch Palmwedel, Stoff oder Wellblech abgetrennten Bereich, den die Mädchen und Frauen für die Körperpflege benutzen, um vor fremden Blicken geschützt zu sein. Die Toiletten sind, sofern überhaupt vorhanden, öffentlich und werden vom ganzen Dorf gemeinsam benutzt.

Im Sommer (Mai und Juni) wird es in den Hütten sehr heiss. Während der Regenzeit hingegen (September und Oktober) sind sie feucht und bei starken Regenfällen fliesst das Wasser auch von aussen in die Hütte. Ratten sind immer gegenwärtig, sie klettern gerne auf den Dächern. Es gibt auch viele Schlangen, aber die Kinder haben in der Regel keine Angst vor diesen Tieren. Im Gegenteil, die grösseren Kinder fangen sich manchmal Schlangen und „spielen“ mit ihnen.

Normalerweise stehen die Kinder, die zur Schule gehen, zwischen 5:30 Uhr und 6:30 Uhr auf. Noch vor der Schule helfen sie ihren Müttern beim Kochen, Abwaschen oder Wäsche waschen. Zum Frühstück gibt es meist Congee, das ist ein wässriger Brei aus Reis.

Die Kinder putzen ihre Zähne vor der Hütte stehend, Zahnbürsten erhalten sie in regelmässigen Abständen. Auch die Haare werden im Freien gekämmt und frisiert. Früher hatten die Kinder viele Läuse, doch seit sie mit Hygieneprodukten unterstützt werden, hat sich der Lausbefall deutlich verringert.

Die Schule ist, je nach Lage der Siedlung, 2-4 Kilometer entfernt und die Kinder gehen zu Fuss dorthin. Die meisten Kinder besitzen keine Schuhe und laufen barfuss. Sie haben eine Schultasche dabei, die sie von unseren Mitarbeitern bekommen haben, ebenso wie die Bücher, Hefte, Stifte, Lineal und Radiergummi. Für die Schule tragen die Kinder Schuluniformen, die sie als Projektkind erhalten. Die Uniformen haben unterschiedliche Farben, je nachdem welcher Klassenstufe die Kinder besuchen. Die Klassen sind gross, in der Regel zwischen 40 und 60 Schüler. Die Schule beginnt um 9:00 Uhr vormittags und dauert, mit einer Stunde Mittagspause, für die jüngeren Kinder bis 15:15 Uhr, für die grösseren Kinder bis 17:00 Uhr.

In der Mittagspause bekommen die Kinder in der Schule ein Reisgericht. Nach dem Essen ist noch kurz Zeit für freies Spiel, gerne spielen die Kinder dann Ballspiele wie Kabaddi, Koko oder Volleyball, anschliessend gehen sie wieder in ihre Klassen.

Normalerweise ist von Montag bis Freitag Schule, manchmal – gerade auch für die höheren Klassen – findet auch am Samstag und Sonntag Unterricht statt.

Früher wurden die Kinder der Siedlungen in der Schule gehänselt, weil sie nicht sauber und gepflegt aussahen. Anfangs mussten unsere Mitarbeiter die Kinder unterstützen, damit sie gewaschen, frisiert und anständig gekleidet in die Schule gehen konnten. Mittlerweile geht es besser und die Kinder werden in der Regel in der Schule gut aufgenommen und von den Mitschülern akzeptiert.

Da die Eltern der Kinder selbst nicht zur Schule gehen konnten und Analphabeten sind, können sie ihre Kinder im schulischen Bereich kaum unterstützen. Wenn die Lehrer zu Elterngesprächen einladen, möchten die Eltern der Projektkinder oft nicht zu den Treffen gehen. Dies übernimmt dann einer unserer Mitarbeiter, denn für die Kinder ist das wichtig.

Nach Schulschluss kommen die Kinder in die Hausaufgabenbetreuung, die unsere Mitarbeiter in den verschiedenen Siedlungen anbietet. Sie haben oft eine Menge an Hausaufgaben zu erledigen und die Lehrkräfte unterstützen die Kinder dabei. Ausserdem bekommen die Kinder auch einen kleinen Snack. Die Mitarbeiter beginnen die Nachhilfestunde mit Gebet und erzählen an einigen Tagen der Woche biblische Geschichten, sonntags wird oft auch ein Kindergottesdienst angeboten.

Zum Abendessen gibt es für die Kinder eine Mahlzeit zuhause, meist ist das Reis mit etwas Curry. In seltenen Fällen gibt es Fleisch, manchmal wird der Speiseplan durch gefangenen Fisch oder Vögel bereichert. Das Wasser für den täglichen Bedarf holen sich die Dorfbewohner aus einem nahegelegenen Wassertank.

Die Kinder gehen gegen 21:30 Uhr schlafen, sie legen sich dazu auf eine Matte am Boden der Hütte.

Die Eltern der Kinder gehen verschiedenen Arbeiten nach: einige zur Strassenreinigung oder Müllabfuhr, andere als Bauarbeiter, Haushaltshilfe oder zum Wäsche waschen. Manche verkaufen selbst hergestellten Perlenschmuck oder Blumenkränze. Jeden Tag werden in kleinen Läden die Lebensmittel für den täglichen Bedarf gekauft, oft auch auf Strassenmärkten, da es dort billiger ist. Nur selten können sich die Dorfbewohner Obst leisten.

Krankheiten gehören zum Alltag, ebenso Unfälle mit manchmal schlimmen Folgen.

Es ist bewundernswert, wie die Menschen dort ihr oft schweres Schicksal meistern und trotz allen schwierigen Umständen noch fröhlich sein können.